Truck- und Traktor-Pulling, auch Power-Pulling genannt, ist eine Form des Motorsportwettbewerbs, bei dem antike oder umgebaute Traktoren einen schweren Schlepper (Bremswagen) oder Schlitten über eine 11 Meter breite und 100 Meter lange Strecke ziehen, wobei der Traktor gewinnt, der den Schlepper am weitesten zieht.
Der Sport gilt als der leistungsstärkste Motorsport der Welt, was auf die mehrmotorigen, modifizierten Tractor Pullers zurückzuführen ist.
Regeln
Alle Traktoren in ihren jeweiligen Klassen ziehen ein bestimmtes Gewicht im Schlepptau. Wenn ein Traktor das Ende der 100-Meter-Strecke erreicht hat, wird dies als „voller Zug“ bezeichnet. Wenn mehr als ein Traktor den Parcours absolviert, wird mehr Gewicht auf die Schleppe gelegt, und die Teilnehmer, die 91 Meter hinter sich gelassen haben, treten in einem Stechen gegeneinander an; Sieger ist derjenige, der die Schleppe am weitesten ziehen kann.
Der Widerstand ist als Gewichtsverlagerungswiderstand bekannt. Das bedeutet, dass das Gewicht beim Ziehen des Wagens auf der Strecke von den Hinterachsen auf die Vorderseite des Wagens verlagert wird (über ein Getriebe mit den Rädern des Wagens verbunden). Vor den Hinterrädern befindet sich anstelle von Vorderrädern eine „Wanne“. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um eine Metallplatte, und wenn sich das Gewicht darauf zubewegt, erhöht sich der Widerstand zwischen der Pfanne und dem Boden. Je weiter der Traktor die Zugmaschine zieht, desto schwieriger wird es.
Fahrzeuge
Es existiert ein umfangreiches Regelwerk mit technischen Vorschriften, wie die Traktoren umgebaut, bzw. gebaut werden müssen, um regelkonform zu sein. Die Bauvorschriften dienen u.a. dem Schutz der Zuschauer und sowie dem Schutz des Traktors & Fahrers gegen Überschläge.
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen verschiedenen Arten von Treckern, die dabei zum Einsatz kommen.
- Bauern-Klasse
- Serienschlepper mit Straßenzulassung ohne große Veränderungen.
- Standard-Klasse (engl. „Farm Stock“)
- In der Standard-Klasse fahren Serientraktoren, die geringfügig für den Einsatz im Tractorpulling vorbereitet wurden. In der Deutschen Meisterschaft wird in diesen Klassen mit einem Luftmengenbegrenzer gefahren.
- Sport-Klasse (engl. „Hot Farm“)
- In der Sport-Klasse dürfen die Motoren der Traktoren getunt werden. Erlaubt sind der Einbau einer größeren Einspritzpumpe, ein größerer Turbolader und ein Ladeluftkühler. Nicht erlaubt sind Wassereinspritzung und, bei Verwendung der originalen Schwungscheibe, eine Drehzahl von mehr als 2700/min. In der Deutschen Meisterschaft wird mit einem 68 mm großen Luftmengenbegrenzer gefahren.
- Pro-Stock-Klasse
- In der Pro-Stock-Klasse basiert der Traktor auf einem Serienschlepper und darf mit maximal einem Turbolader ausgerüstet werden. Als Treibstoff ist nur Diesel erlaubt.
- Super-Stock-Klasse
- Ein Super-Stock-Traktor muss das originale Aussehen behalten, aber bis auf den Motorblock und dessen Position im Traktor hat ein Super Stock nichts mit einem Serientraktor gemein.
- Freie Klasse (engl. „Modified“)
- In der Freien Klasse starten selbstgebaute Prototypen in verschiedenen Gewichtsklassen. Merkmale dieser Fahrzeuge sind der leichte Grundrahmen, auf dem ein bis mehrere Motoren montiert wurden sowie ein Stahlkäfig, in dem sich der Fahrer befindet. Da diese Fahrzeuge mit hoher Geschwindigkeit und Drehzahl fahren, sind die spezial angefertigten Reifen mit einem besonderen Profil versehen, das eine Kraftübertragung mit hohem Schlupf ermöglicht. Durch den hohen Schlupf können die Drehmomente im Antriebsstrang unter Kontrolle gebracht und so hohe Leistungen übertragen werden. Freie-Klasse-Traktoren fahren oftmals mit Methanol, da dieses hohe Ladedrücke bei gleichzeitiger Innenkühlung des Motors ermöglicht. Leistungen von über 5000 kW sind in dieser Klasse keine Seltenheit.
- Garden Pulling
- Einsteiger-Klasse mit Gartentraktoren (Aufsitzmäher) für Kinder ab 8 Jahren. Es werden vier verschiedene Klassen gefahren:
- 350 kg Standard
- 500 kg Standard
- Freie Klasse 500 kg: Eigenbau-Traktoren mit einem Motorlimit bis 1300 cm³ und vier Zylindern, es sind keine Aufladungen erlaubt; ab 12 Jahren
- „Compact Diesel“ 600 kg: Eigenbau-Traktoren mit einem Motorlimit bis 2,5 l und vier Zylindern. Es darf nur Diesel als Kraftstoff verwendet werden und Aufladungen sind erlaubt. Die Fahrer müssen das 16. Lebensjahr vollendet haben.
Zunehmend finden in Deutschland auch so genannte „Quad-Pullings“ oder „Truck-Pullings“ mit Geländewagen statt. Auch in diesen speziellen Bereichen gibt es Unterteilungen nach Leistung, Gewicht oder Modifikationen. Auch Maishäcksler, Radlader und Planierraupen werden ab und an auf ihre Kraft vor dem Bremswagen überprüft.
Motoren
Neben modifizierten Standard-Dieseltraktoren werden beim Traktor-Pulling, das Ende der 1970er Jahre begann, eine Vielzahl von Hochleistungsmotoren eingesetzt. In den ersten Jahren wurden hauptsächlich Einzel-, Doppel- oder Mehrfach-Big-Block-Dragster-Motoren aus US-amerikanischer Produktion verwendet, aber heutzutage sind viele Teile aus ausrangierten Militärmaschinen im Einsatz, wie Klimov TV3-117 (Isotov) Turbowellen aus russischen Hubschraubern, sowjetische Zvezda M503 Torpedobootsmotoren, Continental AV1790 Panzermotoren oder Flugzeugkolbenmotoren aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs in V12-Form (z. B. Rolls-Royce Griffon) oder als Sternmotoren (z. B. Rolls-Royce Griffon[12]). z. B. Rolls-Royce Griffon[11]) oder als Sternmotoren (z. B. Curtiss-Wright R-3350[12]).
Da es nur noch eine begrenzte Anzahl alter Warbird-Motoren gibt, weigern sich einige Organisationen, die in ihrem Besitz sind, wie z. B. das Fantasy of Flight Museum in Florida, Motoren aus ihrer Sammlung an Kunden zu verkaufen, die sie zum Ziehen von Traktoren verwenden wollen.
In den letzten Jahren wurde eine Reihe von Landwirtschaftsmotoren für den Betrieb mit Methanol mit mehrstufiger Turboaufladung umgerüstet.
Beispiele:
- Chevrolet 427 (V8, „Big Block“)
- Keith Black Hemi V8
- Minor Bros. Hemi V8
- BAE Hemi V8
- DAF 1160
- Iveco V8
- Allison V-1710 (V12-Flugzeugmotor)
- Rover Meteor (V12-Panzermotor)
- Rolls-Royce Griffon (V12-Flugzeugmotor)
- Isotow TW3 (Wellenturbine, Hubschraubertriebwerk)
- Wright R-3350
Bremswagen
Der Bremswagen (auch „Schleppwagen“ oder Bremsschlitten genannt) sorgt dafür, dass der Zugvorgang, je nach zurückgelegter Distanz, schwieriger wird und der Traktor an seine Grenzen geführt wird.
Der Bremswagen ist länglich in Fahrtrichtung und hat eine Hinterachse mit Rädern und vorne, anstelle einer Vorderachse, eine Gleitkufe.
Durch ein auf dem Bremswagen sich verschiebendes Gewicht, die sogenannte Back (niederl. Kiste), kann der Bremswagen seinen Zugwiderstand ändern. Die Back befindet sich am Start auf der Achse und wird zugstreckenabhängig, angetrieben von den Hinterrädern des Bremswagens, in Richtung Bremskufe bewegt. Dadurch erhöht sich die Reibung zum Boden und der Zugwiderstand des Bremswagens steigt stetig an.
Je nach Gewichtsklasse sind die Gewichte der Back sowie deren Vorschub einstellbar (das Gewicht eines leeren Bremswagen liegt bei etwa 10 bis 12 Tonnen, kann aber mit zusätzlichen Gewichten in der Back auf bis zu 24 Tonnen aufgerüstet werden), sodass sowohl kleine als auch große Traktoren mit demselben Bremswagen fahren können.
Zusätzlich gibt es noch die Möglichkeit einen oder mehrere Dorne oder Stahlplatten hydraulisch in das Erdreich zu treiben, wodurch der Zugwiderstand ebenfalls steigt.
Moderne Bremswagen verfügen zusätzlich noch über ein sogenanntes „Push-Down“-System, das ab einer vorher eingestellten Distanz über einen Hydraulikzylinder das Heck des Wagens anhebt, so dass alles Gewicht des Wagens auf die Bremskufe drückt. Dieses, bei den Teilnehmern ungeliebte und als „Anker“ benannte, System wird benutzt, um die Teilnehmer einer Klasse möglichst dicht zusammenzubringen und dem Zuschauer einen spannenden Wettkampf zu zeigen. Weiterhin ist der Push Down eine Sicherheitsfunktion, die es dem Bremswagenfahrer erlaubt, den Traktor innerhalb einer kurzen Distanz zu bremsen, sollte der Fahrer einmal die Kontrolle über sein Gefährt verlieren.
Die Bahn
Ein Tractorpulling findet auf einer vorzugsweise lehmig-festen, ebenen Bahn von 80 bis 100 Metern Länge statt. Die Bahnen werden oftmals permanent für den Sport in speziellen Stadien angelegt. Permanente Bahnen, bzw. Stadien befinden sich in Deutschland z. B. in- Anholt (Münsterland)
- Berghausen (Wittgensteiner Land)
- Breitenthal (Schwaben) bei Krumbach (Allgäu)
- Edewecht (Ammerland)
- Füchtorf (Münsterland)
- Hassmoor (Holstein)
- Schlagresdorf (Mecklenburg-Vorpommern)
- Schlechtenwegen (Hessen)
- Sonsbeck (Niederrhein)
- Volkmarst (Niedersachsen)
Klassen
Die Deutsche Meisterschaft wird von der DTTO e. V. in folgenden Klassen ausgefahren:
Garden Pulling:
- Standard bis 350 kg
- Standard bis 500 kg
- Freie Klasse („Modified“) bis 500 und 600 kg
- Kompakt Diesel bis 600 kg
Farm Pulling Serie:
- Hobby-Sport-Klasse bis 3500, 4500, 6000 und 8000 kg
- Sport-Klasse bis 3500, 4500, 5500 und 6500 kg
- Super-Sport Klasse bis 3600 kg
Die Einteilung der Bauernklassen in der Farm Pulling Serie ist dem Veranstalter überlassen und es wird keine DM gefahren.
Tractorpulling:
- Freie Klasse bis 950, 2500, 3500 und 4500 kg (bis 2011 auch 5400 kg)
- Limited Freie Klasse 3500 kg
- Pro-Stock-Klasse bis 3500 kg
- Super-Stock-Klasse bis 3500 kg
- Light Superstock bis 3500 kg mit einem Turbolader
- Mini-Puller-Klasse bis 950 kg
Gewogen werden die Trecker jeweils vor dem Pull inkl. Fahrer und Kraftstoff.