Ein Crashtest ist eine Form der zerstörenden Prüfung (bzw. Test), die in der Regel durchgeführt wird, um sichere Konstruktionsstandards für die Crashtauglichkeit und -kompatibilität verschiedener Verkehrsmittel (Fahrzeugsicherheit) oder damit verbundener Systeme und Komponenten zu gewährleisten.
Datenerfassung
Crashtests werden unter strengen wissenschaftlichen und sicherheitstechnischen Standards durchgeführt. Jeder Crashtest ist sehr kostspielig, so dass aus jedem Test ein Maximum an Daten extrahiert werden muss. Dies erfordert in der Regel den Einsatz von Hochgeschwindigkeitsdatenerfassung, mindestens einen triaxialen Beschleunigungsmesser und einen Crashtest-Dummy, oft aber auch mehr.
Arten
- Frontalaufpralltests: Daran denken die meisten Menschen zunächst, wenn sie nach einem Crashtest gefragt werden. Die Fahrzeuge prallen in der Regel mit einer bestimmten Geschwindigkeit gegen eine feste Betonwand, aber es kann sich auch um Tests handeln, bei denen Fahrzeuge gegeneinander prallen. Geländewagen werden bei diesen Tests seit einiger Zeit aufgrund ihrer großen Fahrzeughöhe besonders häufig getestet.
- Mäßige Überlappungstests: Bei diesen Tests prallt nur ein Teil der Vorderseite des Fahrzeugs auf ein Hindernis (Fahrzeug). Diese Tests sind wichtig, da die Aufprallkräfte (ungefähr) die gleichen sind wie bei einem Frontalaufprall, aber ein kleinerer Teil des Fahrzeugs muss die gesamte Kraft aufnehmen. Diese Tests werden häufig mit Fahrzeugen durchgeführt, die in den Gegenverkehr abbiegen. Diese Art von Tests wird vom U.S.A. Insurance Institute for Highway Safety (IIHS), Euro NCAP, Australasian New Car Assessment Program (ANCAP) und ASEAN NCAP durchgeführt.
- Kleine Überschneidungstests: Bei diesen Tests trifft nur ein kleiner Teil der Fahrzeugstruktur auf ein Objekt wie einen Pfosten oder einen Baum, oder ein Fahrzeug stößt gegen ein anderes Fahrzeug. Dies ist der anspruchsvollste Test, da er bei jeder Geschwindigkeit die größte Kraft auf die Fahrzeugstruktur ausübt. Diese Tests werden in der Regel mit 15-20 % der vorderen Fahrzeugstruktur durchgeführt.
- Seitenaufpralltests: Bei dieser Art von Unfällen ist die Wahrscheinlichkeit eines tödlichen Unfalls sehr hoch, da die Autos keine große Knautschzone haben, um die Aufprallkräfte zu absorbieren, bevor ein Insasse verletzt wird.
- Pfahlaufpralltests: Ein schwieriger Test, bei dem eine große Kraft auf einen kleinen Teil der Seite des Fahrzeugs einwirkt.
- Überschlagstests: Bei diesen Tests wird die Fähigkeit eines Fahrzeugs (insbesondere der Säulen, die das Dach halten) geprüft, sich bei einem dynamischen Aufprall selbst zu tragen. In jüngerer Zeit wurden dynamische Überschlagstests anstelle von statischen Crushtests vorgeschlagen.
- Schlittentests: Eine kosteneffiziente Methode zur Prüfung von Komponenten wie Airbags und Sicherheitsgurten ist die Durchführung von Schlitten-Crashtests. Die beiden gebräuchlichsten Arten von Schlittensystemen sind rückwärts schießende Schlitten, die aus dem Stand abgefeuert werden, und abbremsende Schlitten, die von einem Startpunkt aus beschleunigt und im Aufprallbereich mit einem Hydraulikzylinder gestoppt werden. Er kann auch zur Bewertung des Schleudertraumaschutzes eines Fahrzeugsitzes verwendet werden.
- Crashtests für straßenseitige Einrichtungen: Sie dienen dazu, sicherzustellen, dass Leitplanken und Crash-Kissen die Fahrzeuginsassen vor Gefahren am Straßenrand schützen und dass Leitplanken, Schilder, Lichtmasten und ähnliche Einrichtungen keine unangemessenen Gefahren für die Fahrzeuginsassen darstellen.
- Alt versu Neu: Oft wird ein altes und großes Auto gegen ein kleines und neues Auto oder zwei verschiedene Generationen desselben Fahrzeugmodells getestet. Diese Tests werden durchgeführt, um die Fortschritte bei der Crash-Tauglichkeit aufzuzeigen.
Euro NCAP
Ein in Europa verbreitetes herstellerunabhängiges Crashtestprogramm ist Euro NCAP. Die Abkürzung steht für „European New Car Assessment Program“ und besteht seit 2009 aus folgenden 4 Teilen:
- Insassenschutz
- Frontalcrash mit 40 % Überdeckung: Das Fahrzeug wird auf eine Geschwindigkeit von 64 km/h beschleunigt und prallt dann seitlich versetzt mit 40 % der Fahrzeugbreite frontal auf eine deformierbare Barriere.
- Frontalcrash mit 100 % Überdeckung: Das Fahrzeug wird auf eine Geschwindigkeit von 50 km/h beschleunigt und prallt mit der vollen Fahrzeugbreite frontal auf eine nicht deformierbare Barriere (seit 2015).
- Seitencrash: Eine 50 km/h fahrende Barriere, die auf einem Wagen montiert ist, stößt seitlich mit dem Fahrzeug zusammen.
- Pfahlcrash: Mit 30 km/h (32 km/h seit 2015) prallt das Fahrzeug seitlich auf der Höhe des Fahrers auf eine Stahlsäule.
- Heckcrash: Untersuchung der Sicherheit von Kopfstützen, Rückhaltesystemen und Airbags auf allen Sitzen beim Schutz der Halswirbelsäule
- Kindersicherheit
- Verschiedene Tests untersuchen die Sicherheit von Kindern, die in einem Isofix-System oder speziellen Kissen mit einem Gurt fixiert sind bei Unfallsituationen.
- Schutz von ungeschützten Verkehrsteilnehmern
- Hierbei werden mehrere Einzeltests mit speziellen Prüfkörpern, sog. Impaktoren, durchgeführt. Diese Prüfkörper sollen Kopf, Hüfte und Unterschenkel eines Fußgängers repräsentieren. Zusätzlich wird geprüft, ob ein eventuell vorhandenes Notbremssystem auch auf Fußgänger (seit 2016) und auf Radfahrer (seit 2018) reagiert.
- Aktive Sicherheit
- Beurteilung des Vorhandenseins sowie der Wirksamkeit der Sicherheitssysteme, Gurtwarner, ESP-Systeme sowie Geschwindigkeitsbegrenzern.
Diese Tests gelten nur für Pkw. Seit 2014 prüft Euro NCAP auch Vierrad-Leichtmobile, hierbei wurden jedoch sowohl die Zahl der Tests als auch die Anforderungen verringert.
Crashtest-Dummy
Ein Crashtest-Dummy ist ein anthropomorphes Testgerät (ATD) in Originalgröße (lebensgroße Puppen), das die Abmessungen, Gewichtsverhältnisse und Beweglichkeit des menschlichen Körpers bei einem Verkehrsunfall simuliert. Dummys werden von Forschern, Automobil- und Flugzeugherstellern verwendet, um die Verletzungen vorherzusagen, die eine Person bei einem Aufprall erleiden könnte. Moderne Dummys sind in der Regel mit Instrumenten ausgestattet, um Daten wie Aufprallgeschwindigkeit, Quetschkraft, Biegung, Faltung oder Drehmoment des Körpers und Verzögerungsraten während eines Aufpralls aufzuzeichnen.
Vor der Entwicklung von Crashtest-Dummys testeten Automobilhersteller mit menschlichen Leichen, Tieren und lebenden Freiwilligen. Leichen wurden auch verwendet, um verschiedene Teile eines Autos zu verändern, z. B. den Sicherheitsgurt.
Diese Art von Tests kann realistischere Ergebnisse liefern als die Verwendung eines Dummys, wirft aber ethische Probleme auf, da menschliche Leichen und Tiere nicht in der Lage sind, in Forschungsstudien einzuwilligen. Tierversuche sind heute nicht mehr weit verbreitet.
Computergestützte Modelle des menschlichen Körpers werden in Industrie und Forschung zunehmend als Ergänzung zum Einsatz von Dummys als virtuelle Werkzeuge verwendet.